Tagebuch eines Weltenwanderers
Tagebuch eines Weltenwanderers

Auf der Spur der letzten Fragen

Interview mit dem Autor

PM: Herr … - wie soll ich Sie ansprechen? Mit Ihrem Pseudonym?

KK: Einverstanden.

PM: Herr Koolman, warum haben Sie ein Pseudonym gewählt?

KK: Das Thema Liebe ist eines der Hauptthemen im Buch. Konya, der Protagonist, hat zunächst eine Idealvorstellung von der Liebe, muss aber zunehmend auch ihre dunklen Seiten erfahren. Die Szenen, in denen das passiert, sind stellenweise etwas krass geraten – das liegt in der Natur der Sache. Aber jemand, der nicht begreift, worum es in dem Roman wirklich geht, könnte meinen, es handelt sich dabei um Pornografie oder so was. Andererseits muss ich schon von Berufs wegen auf meinen Ruf achten.

PM:  Sie sind Lehrer, nicht wahr?

KK:  Ja.

PM: Worum geht es denn in Ihrem Buch wirklich?

KK: Neben den Themen Selbstfindung, Erwachsenwerden und der Frage, was wahre Liebe eigentlich ist, um ein Thema, das in allen meinen Büchern eine Rolle spielt, vor allem in meinem letzten. Dort habe ich die Frage nach dem Grund des Seins und dem Sinn von allem in den Mittelpunkt gestellt: Warum ist etwas und nicht nichts? Also das „Ur-Staunen“ über die Welt, das einen Gott als möglichen Schöpfer zunächst noch gar nicht mit einbezieht. Diesmal bin ich noch einen Schritt weiter gegangen. Für den jungen Konya steht fest, dass Gott die Welt geschaffen haben muss. Aber nun stellt sich eine genauso grundlegende Frage: Warum hat ein Gott, der das Gute will, das Böse zugelassen?

PM: Die Theodizee-Frage, also. Aber ist die nicht längst schon beantwortet?

KK: Nein. Die landläufige Antwort der christlichen Religion auf die Frage nach dem Sinn des Bösen „Damit der Mensch auf diese Weise seinen freien Willen erfahren und sich für Gott entscheiden kann“ überzeugt nicht wirklich. Wenn Gott allwissend ist, was ja eigentlich eine Voraussetzung für seine Göttlichkeit darstellt, dann kennt er die Geschicke der Menschen im Voraus und es gibt keinen freien Willen. Aus dieser Sackgasse führt nur die Prädestinationslehre (wir sind als Menschen schon von Beginn an für das Paradies oder die Hölle bestimmt). Aber das ist doch genauso abstrus.

PM: Und wie sieht Ihre Antwort aus?

KK: Dazu müsste ich etwas weiter ausholen, genauso wie Konya im Buch es tut. Konyas Zweifel entzündet sich an der Geschichte von Adam und Eva, wo Eva von der Schlange verführt wird. Die Schlange steht natürlich für das Böse bzw. für Luzifer, doch jetzt stellt sich die Frage, wie der in die Hölle kam und was für ein Interesse er hat, die Menschenkinder zu verführen.

PM: Luzifer wurde von Gott doch in die Hölle gestürzt, weil er sich gegen ihn erhoben hatte, oder?

KK: Das ist die Erklärung in den Apokryphen, also den nicht-offiziellen Evangelien. In der Bibel selbst gibt es dafür keine Erklärung. Irgendwie soll wohl angenommen werden, dass Satan von Anfang an da war, aber das kann ja nicht sein, sonst wäre er gottgleich. Und wenn er ein göttliches Geschöpf ist, dann erscheint es bizarr, dass Gott ihn in die Hölle verstößt, weil er sich gegen ihn auflehnt. Eigentlich hätte sich damit Gott ja gegen sich selber aufgelehnt.

"Gefallener Engel", Tonplastik von Schreiber

 PM: Vielleicht gehen Sie die Geschichte zu rational an. Gott lässt sich rational nicht ergründen.

KK: Das ist auf der einen Seite zwar richtig, hilft uns auf der anderen Seite aber nicht weiter, wenn es darum geht, das Leid der Menschen auf dieser Erde zu erklären. Menschen, die unter Einsamkeit, Verzweiflung, Schmerz, Krankheit etc. leiden, nur mit dem Hinweis auf die Unergründlichkeit Gottes zu trösten, erscheint mir zu billig. Es muss noch eine andere Erklärung dafür geben, dass Gott das Böse zuließ und die Hölle schuf. Schließlich hat er ja sogar seinen eigenen Sohn nach seinem Kreuzestod dorthin geschickt.

PM: Und diese Erklärung wäre?

KK grinst: Lesen Sie das Buch! Hier sage ich nur so viel – die heiße Spur ist die Liebe. Die Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen. Um diese Liebe ganz auszuloten, muss Konya im wahrsten Sinn durch die Hölle gehen – genauso, wie Jesus es tun musste, bevor er in den Himmel auffahren durfte.

PM: Ist „Tagebuch eines Weltenwanderers“ ein religiöses Buch?

KK: Wenn Sie mit Religion ein ganzheitliches Weltbild und ein intuitives Begreifen der universellen Zusammenhänge verstehen, dann ja. Aber als Lehrwerk für den katholischen Religionsunterricht ist es sicher nur bedingt geeignet.

PM lacht: Vielleicht wäre es ja mal einen Versuch wert.

KK: Und brächte vielleicht ein bisschen Leben in die Bude.

PM: Laut Klappentext sind Sie ein „Meister der Jugendsprache“. Warum haben Sie diese Sprachform gewählt?

KK: Ich habe mich im Roman bestenfalls an die Jugendsprache angenähert, denn der heutige Jugendslang klingt ja doch ganz anders. Das dient in erster Linie der Authentizität, denn Konya erzählt die ganze Geschichte zwar rückblickend, aber aus seiner Sicht als Jugendlicher. Die vielen zum Teil witzigen Vergleiche und Bilder sorgen zunächst einmal für Anschaulichkeit und Unterhaltung. Aber diese Erzählform ermöglicht es auch Distanz aufzubauen zum Geschehen. So sollen die grotesken Übertreibungen und Dramatisierungen an vielen Stellen komisch wirken und das Pathos rausnehmen. Auf der anderen Seite wird mit dem Ton des Understatements, mit dem sich Konya selbst charakterisiert, eine gewisse (ironische) Sympathielenkung zugunsten des Helden – oder besser – Antihelden betrieben.

PM: Stichwort Antiheld: Hatten Sie beim Schreiben Vorbilder für Ihr Werk?

KK: Definitiv. Zunächst einmal mein absoluter Lieblingsroman „Der Fänger im Roggen“ von J.D. Salinger – unerreichtes Kultbuch bis heute. Das Buch wird ja von Konya als sein Vorbild an irgendeiner Stelle im Roman sogar ausdrücklich erwähnt. Dann die neopikaresken Romane der 60er-Jahre in England – „Lucky Jim“ von Kingsley Amis oder „Billy Liar“ von Keith Waterhouse -, von denen ich das Schema des ewig vom Schicksal gebeutelten jungen Underachievers oder Understaters entliehen habe. Schließlich auch die großartigen „Ismael“-Romane von Michael Gerard Bauer und „The absolutely true diary of a part-time Indian“ von Sherman Alexie, die mich vor allem vom Stil her inspirierten. Einzig beim Thema Weltenwanderer habe ich ohne bewusstes Vorbild gearbeitet.  

PM: Was hat es eigentlich mit dem Weltenwanderer auf sich?  

KK: Konya hat mediale Fähigkeiten. Zunächst in Phasen meditativer Versenkung, gegen Ende dann in einem regelrechten Nahtoderlebnis glaubt er Jenseitskontakte zu haben. Inwieweit diese echt sind, bleibt bis zum Schluss allerdings offen.

PM: Hatten Sie denn selbst schon mal so ein Erlebnis?

KK: Ich hatte ich vor fünf Jahren in hellwachem Zustand auf einer Transalp-Tour das, was die Buddhisten ein „Kleines Samadhi“ bezeichnen, also ein mystisches Einheitserlebnis. Das hat mich dann auch mit dazu bewegt, diesen Roman zu schreiben. (siehe dazu unten angehängten Erlebnisbericht "Mein kleines Samadhi")

PM: Dann sind Sie also ein „Erleuchteter“?

KK lacht: Das wäre schön. Als erleuchtet könnte ich mich erst dann bezeichnen, wenn das geschaute Wissen mich durch und durch durchdrungen hätte und ich ein vollendeter Mensch wäre. Aber davon bin ich noch meilenweit entfernt. Wie schwer es ist, geschautes und gefühltes höheres Wissen in den Alltag zu integrieren, diese Erfahrung macht ja auch Konya, als er trotz seiner Jenseitserfahrungen von einem Schlamassel in den nächsten gerät. Vor allem in der Liebe verliert er immer wieder den Überblick und verstrickt sich in bizarre erotische Abenteuer, anstatt endlich auf den Trichter zu kommen. Immerhin bezieht er aus seinen astralen Reisen Inspirationen für die Beantwortung seiner Fragen und beginnt die universellen Zusammenhänge zu erahnen.

PM: Nochmal zum Thema Liebe: Warum muss Konya diese Umwege mit diesen, wie Sie sagen, „krassen“ Erlebnissen machen, bevor er – ich zitiere den Klappentext – „begreift, worauf es wirklich ankommt“? Wäre das nicht einfacher bzw. weniger anstößig gegangen?

KK: Konya ist ja kein ganz normaler Junge. Gleich zu Beginn des Buches outet er sich vor den Lesern als „Freak“ in mehrfacher Hinsicht – unter anderem auch als „Sexfreak“. Er sieht sich als Opfer dieser „Freaks“, quasi als Besessener. Das ist natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Was Konya mit „Freak“ meint, sind Wesenszüge seiner Persönlichkeit, die er noch nicht integrieren konnte und die ihm deshalb als fremd und bedrohlich erscheinen. Psychologisch gesehen leidet Konya unter Minderwertigkeitskomplexen und kompensiert sein fehlendes Selbstwertgefühl einerseits mit dem Größenwahn, ein auserwählter „Weltenwanderer“ zu sein, andererseits - im Umgang mit dem anderen Geschlecht - mit einem Unterwerfungsdrang, der seine ganze Unsicherheit zum Thema Liebe widerspiegelt. Konya – obwohl er ein von der Liebe Getriebener ist – muss von der Liebe unterworfen werden, anstatt dass er sich ihr einfach hingibt.

PM: Inwieweit haben Sie sich in Konya selbst beschrieben?

KK grinst: Das ist aber jetzt eine Fangfrage! Wenn es Sie tröstet: Keine der „krassen“ Szenen habe ich jemals selbst so erlebt. Aber vom Typus her bin ich Konya doch irgendwie ähnlich.  

PM: Gibt es denn ein gutes Ende für Konya?

KK: Er macht Fortschritte im Verlauf des Romans. Vor allem die tragischen Ereignisse am Schluss lassen ihn reifen. Ob er glücklich wird, bleibt offen. Aber es gibt Hoffnung für ihn, soviel darf ich verraten.

PM: Vielen Dank für das Interview.

KK: Gerne.

 

Das Interview führte Pia Marie im Rahmen ihres LKM-Studiums.

 

 


Mein "Kleines Samadhi" - Bericht von einer "Erleuchtung"

"Open Sky", Foto Jonathan Besler

 

Erleuchtung gefällig? Zur Zeit des Esoterikbooms in den 90ern wurde ziemlich freigiebig mit solchen und anderen Angeboten gehandelt. Selten hielten sie, was sie versprachen; ich selber bin nie auch nur annäherungsweise in den Genuss einer solchen Verheißung gekommen, obwohl ich jahrelang  meditierte und mich viel mit Schriften und Zeugnissen von Boddhisatvas, Gurus, Schamanen und Mystikern aller Zeiten und Kulturen beschäftigte. Das „Einheitserlebnis“, die „Unio mystica“, das „All-Gefühl“ und wie dieser Zustand auch genannt wird war mir zwar ein Begriff, aber gerade deshalb entzog er sich meiner Vorstellung. Eigentlich hatte ich es irgendwann auch aufgegeben, mich ernsthaft darum zu bemühen – es war vielleicht wirklich nur etwas für die Weisen und Eingeweihten, die nach jahrelangem harten Ringen bei entsprechender Reife und einem untadeligen Lebenswandel dorthin gelangten.

 

Im Sommer des Jahres 2008 unternahm ich mit meinem Freund Klaus und meinem Neffen Cedric eine Alpenüberquerung per Mountainbike. Die erste Etappe führte von Sonthofen bis ins Verwalltal zur Heilbronner Hütte auf 2300 Metern. Wir hatten schönstes Wetter und keine Komplikationen gehabt; die Aussichten für die nächsten Tage und die Stimmung waren gut. Um 22 Uhr bezogen wir unser Lager und schliefen rasch ein.

 

Irgendwann in der Nacht – es mochte gegen zwei Uhr sein, wachte ich auf und konnte nicht mehr einschlafen, weil es so stickig im Lager war. Deshalb ging ich vor die Hütte, um ein bisschen frische Luft zu schöpfen. Dabei bemerkte ich voller Staunen, wie grandios sich der Sternhimmel in dieser Höhe ausnahm. Das gesamte Firmament war übersät mit tausenden und abertausenden von Lichtpunkten, von denen ich viele dank meiner früheren Astronomiepassion Sternbildern zuordnen konnte – auch solchen, die ich nur von Sternkarten kannte und nie zu Gesicht bekommen hatte, weil sie zu lichtschwach waren. Die Lichtstraße – sonst nur ein kaum sichtbarer matter Nebel – erschien hier oben als eine riesige hellleuchtende Struktur, die den halben Himmel einnahm. Der Himmel schien im wahrsten Sinn des Wortes offen, die Sterne waren zum Greifen nah und ich fühlte mich in einen Kosmos gestellt, der eine Sinnhaftigkeit geradezu auszustrahlen schien.

 

Während ich stand und des Schauens nicht müde wurde, dachte ich an die Momente in den zurückliegenden Monaten, wo ich aufgrund der ziellos scheinenden Plackerei in der Schule und anderer Enttäuschungen diese Sinnhaftigkeit des Öfteren ernstlich in Zweifel gezogen hatte. Die Frage „Warum?“ stand wieder in ihrer ganzen Schärfe vor mir – oder besser zwischen mir und dem Himmel, der sich so unerwartet geöffnet hatte. „Warum nur das alles?“, murmelte ich. Schon im Zurückgehen fügte ich hinzu: „Kannst du mir nicht wenigstens ein kleines Zeichen geben?“  Mit dem Zeichen meinte ich wohl einen Hinweis, dass es mit der Sinnhaftigkeit etwas auf sich habe; gerichtet war die Bitte an einen altvertrauten Gesprächspartner von mir namens Gott.

 

Am Gaviapass

Zwei herrliche Touretappen später – es war der 6. August – waren wir von Bormio aufgebrochen und hatten uns die 1500 Höhenmeter auf den Gaviapass hinaufgekämpft. Es herrschte immer noch bestes Bikerwetter und wir waren nach der Rast auf der Passhöhe guten Mutes, dass wir die zwei restlichen Etappen bis zum Gardasee genauso problemlos wie die bisherigen bewältigen würden. Ich freute mich schon auf die landschaftlich sehr reizvolle Abfahrt. Klaus und Cedi fuhren voraus, ich in einigem Abstand hinter ihnen. Plötzlich, während ich fuhr und schaute, geschah das, was ich heute und im Nachhinein als mein „kleines Samadhi“ bezeichnen würde. Ohne Vorwarnung oder großes Getöse war plötzlich der Himmel wieder offen – aber diesmal am helllichten Tag. Von allen Beschreibungen dieses Zustands von den großen Mystikern und Erleuchteten ist mir am meisten in Erinnerung geblieben, dass er im Grunde nicht mitteilbar ist – nicht mit unserer Sprache, nicht in unseren Begriffen und mit unserer Art zu denken. Wenn ich es hier trotzdem versuche, dann unter dem Vorbehalt dieser eigentlichen Nichtmitteilbarkeit. Die Paradoxien setzen sich fort. Während des gesamten Zeitraums – etwa zehn Minuten – befand ich mich einerseits in einem Zustand äußerster Anspannung und gleichzeitig der vollständigen innerlichen Gelöstheit. Ich vergoss beim Hinunterfahren Tränen (und war froh um meine Spiegelbrille, die das verbarg), während ich gleichzeitig von einer Euphorie und einem Glücksgefühl regelrecht durchgeschüttelt wurde. Dieses Gefühl speiste sich aus einer Gewissheit, die mich mit einem Schlag durchfahren hatte und auf die ich mich auch heute noch berufen kann, auch wenn das Gefühl dabei weitgehend geschwunden ist. Die Gewissheit, um es in Worte zu fassen, bestand in dem unumstößlichen Wissen und Gefühl, dass alles zu jedem Zeitpunkt immer da ist, dass es in Wirklichkeit nichts Getrenntes gibt, dass ich eingebettet bin in etwas Ganzes, aus dem ich nie herausfallen kann, dass alles, wonach ich suche, mich sehne oder was mir jemals Begehrenswert erschien, dort ist, wo ich bereits bin. Was mich davon trennt, ist nur diese dünne Schicht, die ich wie eine Art Camouflage zeitlebens mit mir herumtrage und mich mich daran hindert, diesen so einfachen wie klaren Sachverhalt wahrzunehmen. Wie unsinnig erschien mir aus dieser Perspektive plötzlich die Angst davor, diese kleine Insel oder besser Kapsel aufzugeben zugunsten der allumfassenden Ganzheit! Das ganze Leben müsste so gesehen eine Vorfreude auf diesen Moment der Wiedervereinigung sein. Aber da war noch etwas, was ich genauso intensiv wahrnahm und es betraf diese Wirklichkeit (sofern sie als eigene Wirklichkeit überhaupt bezeichnet werden kann): Nichts in dieser Wirklichkeit geht je verloren, schon allein deshalb, weil es ja immer schon in der größeren Wirklichkeit aufgehoben ist. Aber noch viel mehr: Jede einzelne Tat, jeder Gedanke, jedes Gefühl trägt unwiderruflich zum Ganzen bei, ist am Entstehen des „großen Werkes“ beteiligt, das immerfort neu entsteht, obwohl es schon ist und war in alle Ewigkeit. Von daher war da auch ein Gefühl der Verantwortung – die Verantwortung des Mitschöpfens an diesem Werk.

Wie könnte ich das Erlebnis, das mich da wie ein Rausch anwandelte, noch umschreiben? Es war Musik, ein wilder Tanz, es war Lust - die pure Lust! Es war die Lust am Sein und eine grenzenlose Freude mitzuwirken am Ganzen. Es war das unerschütterliche Wissen, getragen zu sein von einer bedingungslosen  Liebe zu mir als Menschenkind  von etwas, was vom gleichen Stoff ist wie ich – wie wir alle – weil wir alle Teil davon sind. Es war und ist vor allem eine unauslöschliche Sehnsucht, zueinander zu finden und da zu sein, wo alles wirklich bei sich ist – nennen wir es Gott oder anders...

Ich weiß nicht, ob ich etwas vermitteln konnte, von dem, was mir da widerfahren ist. Ich habe lange gezaudert, ob ich mein Erlebnis am Gavia-Pass überhaupt jemandem mitteilen soll – klingt es doch so nach Phantasmagorie, nach Drogen oder Wichtigtuerei. Ich habe lange gezögert, es überhaupt aufzuschreiben. Das Gefühl ist zwar nur noch Erinnerung, aber die Gewissheit hat mich seitdem nie mehr verlassen: Wir sind nicht allein, wir haben eine Heimat und einen Vater, der uns abgöttisch liebt und der nur will, dass wir ihn und uns gegenseitig genauso lieben.

 

"Himmelfahrt", Tonplastik Schreiber
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© Konya Koolmann